Sobald Sie sich entschieden haben in ETFs zu investieren, stellt sich die Frage welches Produkt nun ganz konkret gekauft werden soll. Inzwischen gibt es 1.699 in Europa verwaltete ETFs! 1
Vielleicht geht es Ihnen, wie mir zu Beginn. Die schiere Anzahl der ETFs führt dazu, dass man sich bei der Auswahl schnell in Details verzetteln kann. Ist der Anbieter wichtig? In welchem Land ist der ETF aufgelegt? Was ist mit der Währung? Müssen Small Caps mit dabei sein? usw. usw.
Wenn das passiert, sollten Sie einmal durchatmen und an Ihre Ziele denken.
Zum Beispiel haben Sie sich vorgenommen ein global diversifiziertes Aktienportfolio aufzubauen. 2 Denn Sie wissen, was auch Prof. Dimson von der London Business School, einer der wichtigsten Finanzhistoriker der Welt, betont, das einzige ‚free lunch‘ an der Börse ist Diversifikation. 3
Eine sehr breite Diversifikation kann man bereits mit einem einzigen ETF erreichen. Ein MSCI All Country World Index (ACWI) bietet Zugang zu Aktien aus Industrie- und Schwellenländern. Der Index umfasst 2.477 Werte und setzt sich aus 46 Länderindizes zusammen, davon 23 aus entwickelten Märkten und 23 aus Schwellenmärkten (Stand: 10.04.2019). Somit können wir bereits mit einem einzigen ETF in knapp 2,5 Tausend Unternehmen investieren. All Country ETFs gibt es von mehreren Anbietern (z.B. Blackrock, Vanguard). Natürlich können Sie ein global diversifiziertes Portfolio auch mit mehreren ETFs abbilden. Das bietet ihnen die Möglichkeit die Gewichtung selbst zu bestimmen und bestimmte Regionen oder Märkte zu betonen.
Es gibt mehr als 150 in Deutschland handelbare Welt-ETFs, davon sind 16 MSCI-World-Indices (Vergl. justETF, Stand: 02.05.2019).
Länder aus dem MSCI World und MSCI Emerging Markets
Wichtige Auswahl-Kriterien
Welche Aspekte sollten Sie bei der Auswahl mindestens beachten:
- Kosten (Gesamtkostenquote | engl. Total Expense Ratio (TER))
Niedrige Kosten eines ETFs sind für den langfristigen Anlageerfolg eins der wichtigste Auswahlkriterien. Man findet bereits ETFs mit einer TER von 0.18%. Viel teurer als 0.30% sollte meiner Meinung nach ein breit aufgelegter ETF (z.B. Welt-ETF) nicht sein. ETFs, die in spezielle Branchen oder Regionen investieren, können aber deutlich teurer sein.
- Seit wann ist der Fond aufgelegt
Fond sollte seit 3 Jahren existieren, besser sind 5 Jahre. Nur wenn ein ETF schon länger am Markt ist, liegen ausreichend Informationen vor, um seine Performance zu überprüfen.
- Fondvolumen
Fonds sollten mindestens 100 Millionen besser 200 Millionen Euro Investitionsvolumen haben. Damit ist die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass der Fond wieder geschlossen wird.
- Thesaurierenden oder ausschüttenden
ETFs schütten Erträge regelmäßig aus oder reinvestieren sie wieder (thesaurierende ETFs). Wählen Sie vor allem nach Ihre Zielen aus. A) Sie möchten regelmäßig Erträge erzielen (ausschüttender ETF) oder b) Sie möchte sparen, langfristig Vermögen aufbauen und den Effekt des Zinseszins nutzen (thesaurierende ETFs).
- Replikationsmethode
Jeder ETF sollte seinen Index so exakt und kostengünstig wie möglich nachbilden. Dabei gibt es drei Methoden a) vollständige Replikation – sie ist jedoch nicht immer möglich bzw. mit höheren Kosten verbunden, b) Sampling – der ETF hält eine Auswahl an Indextiteln, c) Synthetische Replikation – die Indexnachbildung erfolgt über ein Tauschgeschäft (Swap). Mehr dazu bei justETF.
- Statista, 2019, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/181784/umfrage/anzahl-der-etfs-in-europa. ↑
- Kommer, G. (2018). Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen: Campus Verlag↑
- Dimson, E., Marsh, P., & Staunton, M. (2016). Long-term Asset Returns. In D. Chambers & E. Dimson (Eds.), Financial market history: reflections on the past for investors today (pp. 2-27 ): CFA Institute Research Foundation↑